Bedeutung des (Frei-) Spiels

„Spielen ist eine Tätigkeit, die man nicht ernst genug nehmen kann“ Jaques-Yves Cousteou

Spielen ist eine elementare Ausdrucksweise des Kindes in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Es ist ganzheitlich, es findet keine Trennung nach emotionalen, kognitiven, sozialen oder motorischen Fähigkeiten statt, sie werden alle durch das Spiel gefördert.

Das Freispiel ist Grundlage für unsere pädagogische Arbeit und nimmt den größten Teil des Kindergartenalltags ein. Das Kind hat besonders im Freispiel die Möglichkeit, seine Eindrücke und Wahrnehmungen auf vielfältige Art zu verarbeiten. Es beobachtet und ahmt nach, und lernt auf diese Weise mit und von den anderen Kindern. Viele Situationen wird es wiederholen und variieren. So beschäftigt es sich mit den verschiedenen Aspekten des Erlebten.

Es bestimmt selbst, wann, wo, womit und mit wem und wie lange es sich beschäftigt. Im frei gewählten Spiel kann ein Kind sehr motiviert, ausdauernd und konzentriert spielen. Es entstehen Lerneffekte, die um so höher sind, je motivierter und emotional eingebundener ein Kind beim Spielen ist. Aktuelle und bedeutsame Situationen, Themen und Erlebnisse werden im Spiel aufgegriffen. Das Kind verarbeitet spielerisch seine Gefühle. 

In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Rollen, die es beim Spielen einnimmt, wird deutlich, dass das Verhalten in der Gemeinschaft von Regeln bestimmt wird, die den Kindern zunächst nicht bewusst sind. Sie werden deutlich, wenn Konflikte auftreten und nach Problemlösungen gesucht werden muss, um weiter spielen zu können.  Die Kinder machen Lernprozesse durch, die für ihr weiteres Leben von extremer Bedeutung sind.

Im gemeinsamen Spiel lernen sie eigene Gefühle zu erkennen und zu benennen. Sie bauen Beziehungen und Freundschaften zu Gleichaltrigen auf und müssen sich in die anderen hineinversetzten und deren Gefühle erkennen. Sie werden – besonders in der Schule – immer wieder in Gruppen arbeiten und müssen spätestens bis zu diesem Zeitpunkt über die Fähigkeit verfügen, Konflikte auszuhalten und konstruktiv miteinander umzugehen.

Im Freispiel wird die kindliche Fantasie angeregt. Noch ohne Leistungs- und Zeitdruck können die Kinder mit den unterschiedlichen Materialien und Gegenständen, Bereiche aus ihrem Erfahrungs- und Lebensraum nachgestalten. In erster Linie steht die Spieltätigkeit dabei im Vordergrund. Ergebnisse oder Ziele sind nachrangig und können sich im Laufe des Spiels entwickeln und weiterentwickeln. Kinder lernen im Spiel mit Erfolg und Misserfolg umzugehen und üben so ihre Frustrationstoleranz.

Zum Spielen gehört es auch, seine Kräfte messen zu dürfen. Beim Raufen nach festgesetzten Regeln testen Kinder ihre Grenzen bei Gleichaltrigen und lernen dadurch, ihre Kraft zu dosieren und ihre Impulsivität zu kontrollieren.

So gesehen ist Freispiel nicht „Geschehen lassen“, sondern ganzheitliche Auseinandersetzung mit der Lebensumwelt in einem geschützten Freiraum. Sein Wert im Hinblick auf die Persönlichkeitsbildung kann nicht überschätzt werden - der Kindergarten hat hier eine wichtige Funktion und muss genügend Zeit für diese Art des Lernens einräumen.