Das letzte Kindergartenjahr

… noch ein Jahr bis zur Einschulung

Der kommende Übergang in die Schule rückt nun immer stärker ins Bewusstsein und ist bei allen Beteiligten mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen verbunden. Schon im Herbst bieten wir für Eltern der Schulanfänger einen Elternabend zu diesem Thema an.

Wir sehen die Entwicklung der „Schulfähigkeit“ als langen Prozess, an dem Familie und Kindergarten mit beteiligt sind. Allgemein werden mit „Schulfähigkeit“ körperlich- motorische Voraussetzungen, sprachlich-kognitive Leistungen, sozial- emotionale Kompetenzen sowie Kompetenzen der Arbeitshaltung und Motivation verknüpft. Die meisten Voraussetzungen, die Kinder brauchen um für den Schulalltag gerüstet zu sein, entwickeln sie ganz nebenbei im Alltag. Trotzdem finden wir es sinnvoll, im letzten Kindergartenjahr gezielte Angebote und Lernerfahrungen für die „Großen“ zu schaffen. Spielerisch sollen Kompetenzen weiter gefördert werden, das heißt für uns Förderung der Wahrnehmungsbereiche und deren Zusammenarbeit (sensorische Integration). Das können sein:

Der Hörsinn (auditives System) - Mit ihm können z.B. Haupt- und Nebengeräusche unterschieden werden und Kinder sind in der Lage, einer einzelnen Person trotz Nebengeräuschen zuzuhören.

Der Sehsinn (visuelles System) – Er sorgt z.B. für visuelle Konzentration und Figur- Grund- Wahrnehmung. So können sich Kindern auf das Wesentliche konzentrieren oder einzelne Worte im Text erkennen.

Der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System) – Er unterstützt z.B. die Raumorientierung. Das erleichtert das Rechnen, die Vorstellung der Zahlen auf einem Zahlenstrahl (vor- und rückwärts).

Der Lage- und Bewegungssinn (kinästhetisches System) – Er ermöglicht z.B. den Aufbau eines Körperschemas oder das Erkennen der Stellung der einzelnen Körperteile. Das ist wichtig für die Hand- Auge- Koordination beim Schreiben.

Der Tast- und Berührungssinn (taktiles System) – Er steuert z.B. die Entwicklung des Körperbewusstseins und sorgt für motorische Ruhe und Aufmerksamkeit.

Unsere Schulanfänger erhalten mehr Privilegien/“Rechte“, übernehmen aber auch mehr Verantwortung/ „Pflichten“. So werden sie angehalten, jüngeren Kindern zu helfen (z.B. ein schwieriges Puzzle zu beenden oder Anfassen, wenn wir in der Reihe gehen). Sie sind schon das zweite Jahr Tischdienst und helfen nun als „alte Hasen“ dem jüngeren Jahrgang. Nur die „Großen“ dürfen „alleine“, d.h. ohne direkte Betreuung raus (jeweils am roten oder blauen Raum). Sie entscheiden selbst, welche Stempelaufgaben sie machen oder ob sie Matschhose/Anorak anziehen möchten. Wir ermöglichen den Schulanfängern mehr Entscheidungsräume, das bedeutet für die Kinder, sie müssen Entscheidungen treffen und erfahren Konsequenzen. (Ohne Jacke ist mir doch zu kalt. Nun muss ich mein Spiel unterbrechen, um mir die Jacke zu holen.)  So erleben sie Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

Zu einem Jahresthema

… bieten wir Erzieherinnen Spiele und Aktionen, die die „Großen“ ansprechen. Wir nutzen vor Allem die Freispielzeit, den Tiergruppentreff, den Musiktreff und besondere Aktionen, denn dieses letzte Jahr soll gleichzeitig ein Besonderes sein und weiterhin Kompetenzen für einen erfolgreichen Schulstart fördern, z.B.

Das passive Sprachverständnis als auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, weil sie Voraussetzungen dafür sind, dass das Kind dem Unterricht folgen und sich selber einbringen kann.

Die Fähigkeit zur Selbststeuerung der Aufmerksamkeit und zur Hemmung störender Impulse oder Bedürfnisse, so dass die Aufmerksamkeit ausreichend lange erhalten werden kann.

Das Planungsvermögen, denn Kinder in diesem Alter lernen zunehmend, lösungsorientiert zu handeln, zielorientiert zu arbeiten.

Die Selbständigkeit, z.B. die Fähigkeit, sich selbst benötigte Materialien organisieren zu können.

Die Motivation und Anstrengungsbereitschaft, denn ein Schulanfänger kann nicht damit rechnen, dass er während der gesamten Unterrichtszeit von einer Lehrerin motiviert oder bestätigt wird.

Es wird geübt, Regeln und Aufforderungen zu verstehen und ihnen nachkommen können sowie Aufgaben an die Gruppe auf sich beziehen zu können.

Kenntnisse aus den vorigen Jahren werden geübt und erweitert (Wortschatz-Oberbegriffe, Präpositionen, mathematische Kenntnisse, …)

Die Kinder werden auch angehalten, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit Aufgaben zu beschäftigen, die auf den ersten Blick nicht so leicht zu bewältigen sind (z.B. Weben) oder die sie bisher gemieden haben. So lernen sie Durchhaltevermögen und erfahren, dass hin und wieder auch eine Anstrengung nötig ist, um etwas zu erreichen.

Es ist uns wichtig, dass die Kinder möglichst Vieles selbst tun. Dadurch zeigen wir Vertrauen in ihre Fähigkeiten, fördern die Selbständigkeit und stärken dadurch das Selbstbewusstsein der Kinder. (Ich kann das. So wie ich es mache, ist es ok.)

Die Freispielzeit

… bietet den Kindern weiterhin viele Gelegenheiten zum selbstbestimmten, ausdauernden Spielen und freien Tätigsein. Die Angebote in den einzelnen Bereichen können ebenso genutzt werden.

Die Kinder finden hier ein großes soziales Übungsfeld: Sie sind gefordert, sich in eine Spielgruppe zu integrieren, d.h. Regeln des sozialen Miteinander einzuhalten, gegenseitige Ansprüche auszuhandeln, eigene Bedürfnisse durchzusetzen oder hintenanzustellen oder kleinere Konflikte selbständig konstruktiv zu lösen. Nicht jedes Kind verhält sich hier gleich, es gibt zurückhaltende und temperamentvolle Kinder. Wir gehen davon aus, dass beide über Strategien entwickeln/verfügen, die die eigene Zufriedenheit sichern. 

Wir Erzieherinnen achten nun noch mehr darauf, dass sich die „Großen“ eine angemessene Zeit mit ihren Vorhaben beschäftigen, sie auch zu Ende bringen. Sie sollen sich auf ihr Tun konzentrieren können sowie Materialien oder Techniken adäquat verwenden.

Das eigene Fach & den Spieleschrank für „Große“

… gibt es nur für die künftigen Schulanfänger. Jedes Kind hat eine eigene Ablage. Darin bewahrt es eine Packung dünne Buntstifte, einen Bleistift und den „Stempelhefter“ auf. Im „Stempelhefter“ sind anspruchsvolle Spiele und Aufgaben aufgelistet, die die Kinder während der Freispielzeit ausführen können. Diese „erfüllten Aufgaben“ werden dann abgestempelt. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Durch die Stempel behalten Kinder und Erzieherinnen lediglich einen Überblick, in welchen Bereichen schon viel und wo vielleicht noch gar nichts gemacht wurde. In dem dazu eingerichteten Spieleschrank finden die „Großen“ ihre Spiele sowie eine Auswahl an Arbeitsblättern.

Hier lernen die Kinder, sich selbständig zu organisieren. Sie spitzen ihre Stifte nach Bedarf, halten Ordnung mit ihren Materialien, sprechen sich für Partnerspiele ab, …

Der Tiergruppentreff

… findet weiterhin einmal in der Woche statt. In geleiteten, gezielten Aktionen werden spielerisch Fähigkeiten gefordert und gefördert. 

Der Musiktreff

… findet einmal wöchentlich für die künftigen Schulanfänger statt.

In diesen Musikstunden erleben die Kinder Musik ganzheitlich mit möglichst vielen Sinnen, erfahren musikalisches Basiswissen auf spielerische, kindgerechte Weise (Handhabung von Instrumenten, musikalische Parameter, Hören typischer Instrumentenklänge, …) und lernen Musik als eine von vielen Ausdrucksweisen kennen.

Inhalte können sein:

  • Singen und Sprechen (z.B. Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme erfahren)
  • Elementares Instrumentalspiel (z.B. Einzelne Kinder dirigieren das Instrumentenspiel der anderen -mit Orff-Instrumenten oder auf Alltagsmaterialien)
  • Bewegung und Tanz (z.B. Freies Tanzen, Erfinden von Bewegungen zu einem Musikstück)
  • Hören, Lauschen (z.B. Musikstücke bewusst hören -mit Höraufgaben, z.B. Klänge/ Geräusche heraushören)
  • Erfahrungen mit Inhalten der Musiklehre (z.B. Musikalische Parameter laut-leise, schnell-langsam, …)
  • Bildnerisches Gestalten/ Malen (z.B. Charakteristisches der Musik veranschaulichen)

Die besonderen Aktionen

… sollen das letzte Kindergartenjahr zu etwas Besonderem machen. Wir bieten Ausflüge, Exkursionen und Workshops an, z.B.

  • Ausflüge zur Landfleischerei Klein und zum Bauer Mohr, den wir alle schon persönlich kennen, denn er beliefert uns regelmäßig mit Obst und Gemüse für unsere Snackrunden.
  • Einen Zauberworkshop mit anschließender Aufführung, bei dem Fingerfertigkeit, Merkfähigkeit und auch Mut zum Auftritt gefragt sind.
  • Eine Kräuterexkursion oder Naturführung in die nähere Umgebung
  • Einen Schnitzkurs. Mit Geduld, Ausdauer und Geschicklichkeit werden unter Anleitung von Experten (Bonnatour) Zauberstäbe und Buttermesser geschnitzt.

Bei Busfahrten mit der Gruppe, Workshops, die von „Spezialisten“ angeleitet werden usw. müssen sich die Kinder nun auf neue Situationen einlassen und werden mit neuen Themen bekanntgemacht.

Wir besuchen auch die Schule in Stieldorf. Eingeladen werden wir zum gemeinsamen Advents-Singen mit den Grundschülern und zur Schul-Rallye im Frühsommer. (Eltern können sich die Schulen am „Tag der offenen Tür“ ansehen und gehen mit ihrem Kind zur Anmeldung.)

Mit einem Abschlussfest feiern wir das Ende der gemeinsamen Kindergartenzeit. Die Kinder präsentieren Ausschnitte aus den Arbeiten des letzten Kindergartenjahres. Nach dem Grillen verabschieden sich Kinder und Eltern voneinander, denn nun starten die künftigen Schulanfänger zur Nachtwanderung mit anschließender Übernachtung im Kindergarten.

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